2019: Das Jahr der drei Riesen
Von Christoph Assies
Die Kreuzfahrtbranche boomt, auch immer mehr Deutsche verbringen ihren Urlaub auf dem Wasser. Aktuelle Statistiken belegen allein 2,2 Millionen Kreuzfahrtpassagiere aus der Bundesrepublik. Viele der modernen Ozeanriesen, die auf den Weltmeeren unterwegs sind, werden in Papenburg auf der Meyer Werft gebaut. 2019 liefern die Schiffbauer erstmals seit 2012 wieder drei Kreuzfahrtschiffe in einem Jahr ab. Den Bau können Gäste im Besucherzentrum der Meyer Werft hautnah miterleben. Schweißarbeiten und an Kränen schwebende Stahlblöcke können in diesem Jahr in beiden Schiffbauhallen der Meyer Werft beobachtet werden.
Die Entstehung der Ozeanriesen wird in der Dauerausstellung detailreich und mit beeindruckenden Filmen erlebbar. Eindrücke vom Leben an Bord bieten vier originalgetreu eingerichtete Musterkabinen der Kreuzfahrtschiffe.
Der erste stählerne Gigant war die „Spectrumofthe Seas“, ein Schiff der Superlative für die US-Reederei Royal Caribbean International. Der weltweit zweitgrößte Anbieter von Kreuzfahrten setzt bereits seit 2001 auf die Wertarbeit aus Papenburg.
Die „Spectrumofthe Seas“ ist mit 347 Meter Länge und 41 Meter Breite ein schwimmender Freizeitpark für den asiatischen Markt. An Bord ist Platz für 4000 Passagiere mit vielen Attraktionen. So können sie, wie schon auf früheren Schiffen der Flotte, mit dem „North Star“ auf eine Höhe von 90 Metern über dem Meeresspiegel ganz besondere Perspektiven auf See erleben. An der „Bionic Bar“ werden Cocktails von einem Roboter gemixt, im „iFly“ kann auf einer Windsäule ein Fallschirmsprung simuliert werden und im „Seaplex“ können die Passagiere Autoscooter fahren.
Highlight an Bord der „Spectrumofthe Seas“ ist jedoch der „Bungee Dome“. Die markante gelbe Kugel ist 9,80 Meter hoch, 16 Meter breit, erstreckt sich von Deck 16 bis Deck 18 und hat Platz für vier Trampoline. Die Passagiere werden mit Hüftgurten angeschnallt. Ein Motor spannt die Seile und ermöglicht so besonders hohes Springen. Mit einer Virtual Reality Brille werden die Gäste in virtuelle Welten entführt. Um die Kugel herum führt ein gläserner Gang und macht Ausblicke aus schwindelerregender Höhe möglich.
Nahezu das komplette Gegenteil der „Spectrum oft he Seas“ ist die „Spirit of Discovery“. Das Schiff ist der erste Neubau der britischen Reederei Saga Cruises. Für die Meyer Werft ein Neukunde, der gleich zwei Schiffe bestellt hat. Das Schwesterschiff „Spirit of Adventure“ soll im Sommer 2020 fertig sein.
Wie auf allen Schiffen des britischen Anbieters, ist auch die „Spirit of Discovery“ ein „adult-only-ship“. Erstmals seit 2013 wurde mit diesem Neubau wieder ein Kreuzfahrtschiff in der kleineren, der beiden Schiffbauhallen gefertigt. Die „Spirit of Discovery“ ist 236 Meter lang, 31,2 Meter breit und hat Platz für 999 Passagiere. Gebucht werden kann das Schiff für Passagiere ab 50 Jahren.
Das Design, sowohl von außen, als auch im Inneren der „Spirit of Discovery“ ist ganz auf den britischen Geschmack zugeschnitten. Hier geht es klassisch und deutlich ruhiger an Bord zu.
Das letzte neue Kreuzfahrtschiff des Jahres 2019 wird die „NorwegianEncore“ sein. „Encore“ bedeutet „Zugabe“ und ist nicht nur die Zugabe der Schiffbauer in diesem Jahr, sondern auch eine Zugabe der Reederei Norwegian Cruise Line für ihre „Breakaway-Plus“-Baureihe. 324 Meter lang, 41 Meter breit, Platz für 3998 Passagiere – das sind die Fakten zur „NorwegianEncore“. Ihr Schwesterschiff die „Norwegian Bliss“, das die Meyer Werft im Frühjahr 2018 abgeliefert hat, war das am besten gebuchteste Kreuzfahrtschiff der Reedereigeschichte. Mit der „NorwegianEncore“ wird im Oktober das 14. und vorerst letzte Meyer-Schiff an Norwegian Cruise Line abgeliefert – das wird aber spektkaulär: An Bord gibt es als Attraktion eine Steigerung der Kartbahn, die schon auf den Schwesterschiffen „Norwegian Joy“ und „Norwegian Bliss“ für Aufsehen sorgten. Auf zwei Decks erstreckt sich die Rennstrecke auf einer Länge von 350 Metern. Elektrokarts rasen durch zehn Kurven in vier Streckenabschnitten, die sogar bis zu vier Meter über die Reling hinausragen.
Highlight im „Galaxy Pavilion“, einem mehr als 900 Quadratmeter großen Virtual-Reality-Komplex, ist ein Escape Room, von dem sich die Gäste aus in ein Labyrinth in ein Abenteuer begeben können. Auf dem obersten Deck der „NorwegianEncore“ sind spannende Duelle in einer Laser-Tag-Arena, die im Stil der verlorenen Stadt Atlantik gestaltet wird, unter freiem Himmel möglich. Wie schon auf den Schwesterschiffen der „Breakaway“- und „Breakaway-Plus“-Baureihe, gibt es auch auf der „NorwegianEncore“ einen großen Aqua Park mit mehreren Wasserrutschen. Darunter sind jetzt zwei mehrstöckige Rutschen, von denen eine sich mehr als drei Meter über die Reling des Kreuzfahrtschiffes erstreckt und bis zum darunter liegenden Deck führt.
Mitte August schiebt sich der Koloss aus dem Baudock und nimmt Ende September Abschied von Papenburg, der kleinen Stadt im Emsland, in der 2019 gleich drei Ozeanriesen für die Boombranche „Kreuzfahrt“ zum Leben gebracht werden.