Kreuzfahrt-Revolution aus Papenburg
Die Meyer Werft hat aktuelle einen der größten Schiffbauaufträge in der Geschichte der Kreuzfahrt. Neun Schiffe entstehen auf den Werften in Papenburg und im finnischen Turku für den Weltmarktführer in Sachen Kreuzfahrten: Die Carnival Corporation bekommt für ihre Marken AIDA, Costa, Carnival Cruise Line und P&O Cruises Schiffe, die weltweit erstmals komplett mit Flüssigerdgas betrieben werden können. Die „AIDAnova“, das neue Flaggschiff der Kussmund-Reederei AIDA Cruises, hat 2018 den Anfang gemacht.
Der Einsatz von Flüssigerdgas (engl. Liquid Natural Gas = LNG) als Treibstoff ist eine Revolution in der Kreuzfahrt – made in Papenburg. Die Papenburger Schiffbauer haben bereits 2011 Tanker mit LNG-Antrieb gebaut.
Obwohl LNG als Treibstoff alle Abgasregelungen der internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) für die Zeit nach 2020 ohne Abstriche erfüllt, ist es nicht die finale Lösung, um die Kreuzfahrt „grüner“ zu machen. Die Infrastruktur in den Häfen muss noch deutlich weiter ausgebaut werden. LNG wird weltweit transportiert – mit Diesel-Lkw und Schiffen mit konventionellem Antrieb. Die Bilanz ist also getrübt.
Die Meyer Werft forscht schon an anderen alternativen Antrieben. Erste Tests mit der Brennstoffzelle laufen bereits.
Nächste Schritte könnte zudem ein Methanol-Antrieb sein, der nach Angaben der Papenburger Schiffbauer mittelfristig realisiert werden kann. In jedem Fall müssen die eingesetzten Brennstoffe und Technologien geeignet sein, Emissionen wie Feinstaub, Stickoxide und Schwefeloxide zu vermeiden. Außerdem müssen die Brennstoffe langfristig aus erneuerbaren Quellen bezogen werden können, um die Klimaschutzziele zu erreichen. LNG ist da nur der Anfang.
Wie funktioniert LNG?
Mit dem Antrieb mit Flüssigerdgas (LNG) fahren Schiffe mit deutlich weniger Emissionen. Allein der CO²-Ausstoß sinkt um 25 Prozent. Die „AIDAnova“, das weltweit erste LNG-Kreuzfahrtschiff, wird sowohl im Hafen, als auch auf offener See mit LNG angetrieben. Zum Einsatz kommen MaK-Motoren von Caterpillar aus Rostock. Der auf bis zu 164 Grad herunter gekühlte flüssige Treibstoff wird in speziellen Tanks an Bord gelagert. Maximal 3600 Kubikmeter LNG an Bord reichen etwa 14 Tage. Die Kühlung senkt das Volumen um das 600-fache und erlaubt somit eine einfache und sichere Lagerung sowie einen entsprechenden Transport.In Flüssigform hat LNG etwa die Hälfte der Dichte konventioneller Treibstoffe. Demzufolge werden etwas größere Tankvolumen an Bord für etwa 1,8-mal mehr Raum benötigt. Die Tanks befinden sich in separaten Laderäumen, die auch separat gesichert sind. Die Maschinenräume sind mit doppelwandigen Rohren für die Gasleitungen und Gasregelventile ausgestattet.Falls LNG einmal nicht erhältlich ist, können Dual-Fuel-Motoren Marinegasöl verwerten, um sicher zum Hafen zurückzukehren.
Fotos: Christoph Assies